Wohlstand ohne Wachstum?

Wenn wir dem Mantra von Politik und Wirtschaft folgen, gibt es nur eine Sache, die für Wohlstand und Stabilität sorgt: wirtschaftliches Wachstum und das bedeutet in der Konsequenz unbegrenztes exzessives Wachstum. Aber trifft diese Annahme wirklich zu? Große technische Innovationen sind ohne florierende Wirtschaft natürlich nicht möglich und die Devise höher, schneller, weiter galt über Jahrzehnte als unstrittig. Doch wir sind schon lange an jede nur mögliche Grenze gestoßen und schieben unzählige, beliebige komplexe Probleme vor uns her: Artensterben, Klimawandel, Flüchtlingsströme, die immer weiterwachsen, die Liste ist einfach endlos.

Unser Wirtschaftssystem, das auf unbegrenztem exzessivem Wachstum basiert, untergräbt mit seinem Raubbau an den endlichen Ressourcen der Welt und der Missachtung ihrer störungsanfälligen Ökologie verantwortungslos seine eigene Existenzgrundlage, ja die aller Menschen und ihrer Nachkommen.

Es ist also allerhöchste Zeit unser Verständnis des Wohlstands zu überprüfen. Wohlstand in unserer aktuellen Situation nicht mehr nur bedeutet, dass es uns heute und bis zu unserem Lebensende gut geht. Wohlstand ist ohne eine langfristig als gut vorstellbare Zukunft einfach unmöglich geworden. Jede künftige Generation hat das gleiche Anrecht auf eine gute Zukunft wie wir. Vergessen sollten wir dabei auch nicht, dass wir in Deutschland oder Europa lebend Sieger der Spermalotterie sind. Wir könnten genauso gut als einer der Milliarde Menschen geboren worden sein, die hungern, keinen selbstverständlichen Zugang zu Trinkwasser oder ein sicheres Dach über dem Kopf haben oder sich gerade irgendwo in der Welt auf der Flucht befinden.

Wir müssen wegkommen von einem quantitativen Wachstum (immer wieder neue Kleidung, Autos, Smartphones, Flugreisen, Computerspiele, Bücher, Filme etc. als Heiligtümern unserer Neid- und Vergleichskultur) und hinkommen zu einem qualitativen, nachhaltigen Wachstum und Wohlstand, in dem nicht Materielles, sondern Gemeinschaft, Verbundenheit, gegenseitige Verantwortung und und unsere gemeinsame Verantwortung für die Zukunft im Vordergrund stehen, also genau die Dinge, aus deren Mangel wir in die Falle des Konsumismus, der Vereinsamung und sozialen Kälte gegangen sind.

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