Ob in der älteren Benetton- oder Telekom-Werbung oder auch der aktuellen Lufthansa-Werbung: immer wieder wird der Mythos der “one world” bemüht, in der alle Menschen trotz ihrer regionalen und ethnischen Unterschiede friedvoll miteinanderleben können sollten. Die digitalen Netze soll dazu einen Beitrag leisten. Durch die neuen Kommunikationsmöglichkeiten – so lautet das Versprechen – verschwinden mit den Mißverständnissen auch die kriegerischen Auseinandersetzungen. Die Geschichte zeigt allerdings unmißverständlich, dass Krieg weniger mit schlechter Verständigung, sondern vor allem mit den Interessen von Emporkömmlingen, Machthabern oder Konzernen zu tun hat, die keine Skrupel haben, Ressourcen und Leben eines Landes für ihre Zwecke einzusetzen.
Mit dem Internet sind solche Ambitionen keineswegs verschwunden. Im Gegenteil: von rechtsextremen Milizen, den Scientologen bishin zu den Mediengiganten stecken verschiedenste Gruppierungen ihre claims immer wieder ab. Doch noch ist die Netzwelt heterogen und wird es hoffentlich auch bleiben. Schließlich lautet ihr Zweck Verbindung, nicht Macht.
Daß das so bleibt, dafür sorgt schon ein Stück weit die dezentrale Struktur des Internet, die wirksame Kontrollen bislang ausschließt. Bislang hat sich z.B. die vermeintlich politisch korrekte Kultur des weißen Amerikaners nicht durchsetzen können. Im Idealfall bleibt das Internet ein Werkzeug lokaler Gemeinden, das hilft ihre Unabhängigkeit zu bewahren. Denn es lässt den Zentralismus des Fernsehens und der Zeitungen hinter sich. An die Stelle des passiven Zuschauers der Fernsehwelt tritt der wesentlich aktivere Nutzer der Netze, der mit Anders- oder Gleichgesinnten diverse Austauschbeziehungen unterhält, die vom digitalen Sex bis zur Koordination politischer Aktionen reichen. Mit den Kommunikationsprotokollen des Internet ist aber eine Welt friedvoller Koexistenz nicht programmiert.