Hallo,
ich bin Andreas, Jesus Andreas, jaaa genau, Jesus. Jesus von Berlin!
Naaatürlich bin ich nicht der in neuem Fleische auferstandene Jesus von Nazareth, der Fischer und Schäfer. Nein, ich bin Musiker und Schauspieler in Berlin, und – schon klar – damit ist die Geschichte auch nicht unbedingt leichter zu glauben.
Die Dame im Bürgeramt hatte da auch so ihre Probleme. Ich wollte neulich Jesus als ersten Vornamen in meinem Ausweis eintragen lassen. Die hat nicht schlecht gestaunt. Doch nach einigem hin und her war ihr Vorschlag zur Güte: „Sie sind doch Schauspieler. Wenn Sie da als Künstler unter dem Namen Jesus bekannt werden und das mit entsprechenden Presse-Berichten und Plakaten ihrer Auftritte oder Filme belegen können, ist der Name Jesus als Zusatz durchaus möglich.“ Wirklich nett, die Dame und hier bin ich also…
Der neue, wiedergeborene Jesus.
Echt jetzt!
Lasst mich das ein wenig erklären.
Also, das ist so, es gibt es eine Form der christlichen Wiedergeburt, die mich sozusagen voll erwischt hat. Das ist nämlich, wenn uns Geist und Heil Gottes zu Teil werden. Man sagt dazu auch „Wiedergeboren in Jesus“. Und he, das kann auch heute noch wirklich jedem passieren!
Nur in meinem Fall wurde irgendwie Jesus in mir wiedergeboren! Spirituell natürlich … Das hab ich natürlich zuerst gar nicht gecheckt, versteht ihr?
Das war ‘n schleichender Prozess. Zuerst ist mir die Rolle des Jesus in den Schoss gefallen, als Schauspieler, erst im Theater und dann in ein paar Musikvideos der Frittenbude. Das ist ‘ne deutsche Rap-Band.
Vielleicht kennt ihr die Songs von denen, zum Beispiel „Michael Jackson hatte recht“. „Du bist nicht allein“, singen die da zum Beispiel. Das ist ein wichtiger Punkt. Auch wenn das schon mal in anderer Form gilt, als man so vermuten könnte.
Wenn ihr mal das Video „Michael Jackson hatte recht“ bei Youtube anschaut, dann seht ihr mich da allein auf ‘ner Brücke stehen, wie ich die Arme gen Himmel strecke. Eh, gerade erst war die Szene im Kasten, Schwupps waren die Cops da, gleich ‘ne ganze Truppe. Die hatten ‘nen Anruf bekommen von jemanden, der in mir einen islamischen Messerschwinger vermutete. Hallo? Da läuft man mit Liebe im Herzen rum und dann sowas?
Na ja, jedenfalls war ich schon immer spirituell begabt – viele, vieeele Selbstfindungstrips, wechselnde Gurus und natürlich auch Rock’n’Roll und Drogen – bin ja auch Musiker -, und mit jedem Jesus-Gig ist es dann immer mehr in mir aufgegangen.
Das war gar nicht so einfach für mich. Natürlich hab ich da selbst sehr starke Zweifel gehabt und wollte das Ganze nicht glauben. Hatte ich mich zu sehr abgeschossen? Bin ich jetzt balla-balla, schizo, multiple oder was?
Na ja … und dann finde mal jemanden, der dir glaubt … an dich glaubt und dir folgt, also Follower, wie das heute so schön heißt. Heute gucken alle permanent in ihr Handy, statt in Gesichter, und jeder folgt jedem und je mehr desto besser. Fast jeder möchte heute ein Messias, ein Influencer sein. Um Facebook, Instagram, Twitter, Youtube etc. kommt man da ja gar nicht herum. Mann, das ist noch richtig Action, die da ansteht. Aber immer schön eins nach dem anderen …
Klar kann ich mich auch auf einen Stein oder Berg stellen und meine Botschaft verkünden. Aber da haste ja kaum Reichweite.
Für Jesus von Nazareth war das alles noch vergleichsweise einfach. Der ist predigend rum gewandert und hat seine Geschichten erzählt und nach und nach immer mehr Follower um sich versammelt. Und der hatte natürlich auch noch den direkten Draht zum alten Herrn.
Doch der steht leider seit geraumer Zeit für Rückfragen nicht mehr zur Verfügung. Geblieben ist das, was vielen Gläubigen als Wort Gottes gilt, die Bibel. Nun – ein Buch vieler Autoren, voller toller Geschichten, einige davon aus anderen Quellen kreativ entliehen, viele sehr interpretationsbedürftig und leider auch teils widersprüchlich. Viele Köche verderben eben … naja.
Da sind wird direkt bei der nächsten Schwierigkeit. Über die Frage nämlich, was das Buch der Bücher bedeutet, haben sich die weltweit aktuell 2,42 Milliarden Anhänger der größten Weltreligion in über 400 verschiedene christliche Konfessionen auseinander dividiert, mal mehr, mal weniger friedlich, von denen, die dabei das Zeitliche gesegnet haben, ganz zu schweigen.
Und mit den im Namen Gottes begangenen Verbrechen und den von seinen vermeintlichen Vertretern bis heute immer wieder verübten Straftaten ließen sich mühelos mehrere Bücher füllen, dicker als die Bibel!
(Verschwörerisch) Unter uns, die Autoren der Bibel waren halt Kinder ihrer Zeit und haben eben Geschichten erzählt, die sich damals gut verstehen ließen. Ist doch klar.
Das liest sich dann zum Beispiel auf der ersten Seite so:
„Im Anfang erschuf Gott Himmel und Erde. Die Erde war wüst und wirr und Finsternis lag über der Urflut und Gottes Geist schwebte über dem Wasser. Gott sprach: Es werde Licht. Und es wurde Licht.“
Dann noch ratzi-fatzi Tiere und Menschen hingezaubert und in nur sieben Tagen war alles fix und fertig. Schön anschaulich alles und damals sicherlich gut verständlich.
Warum jedoch sollte der Schöpfer von Zeit und Welt so durch seine Schöpfung hetzen? Hatte er vielleicht noch ein Date mit einer Göttin aus einem Paralleluniversum?
Als Kinder unserer Zeit könnten wir die Geschichte der Schöpfung heute zum Beispiel so erzählen:
„Im Anfang schuf Gott mit einem Urknall das Universum. Mit seinem unendlichen Vorrat an Zeit schuf er dabei in 14 Milliarden Jahren über 180 Trilliarden Sterne und über 10 Milliarden bewohnbare Planeten, auf denen sich Leben in unendlicher Vielfalt entwickelt, entsteht und vergeht. Einer davon ist die Erde.“ (180 Trilliarden sind übrigens eine 18 mit 22 Nullen).
Diese Erzählung wäre natürlich zu Moses Zeiten auf völliges Unverständnis und Entsetzen gestoßen. Heute allerdings noch anzunehmen, dass wir auf der Erde mit weiteren Sittenverfall, Kriegen, Hungersnöten, Gesetzlosigkeiten etc. das Ende gleich aller 10 Milliarden bewohnbaren Welten auslösen könnten, ist eine historisch lange überholten Naivität.
Ich bitte mal kurz um Handzeichen: wie viele von euch glauben an Gott? Ok. Wie viele glauben, dass wir uns auf eine Endzeit zu bewegen? Gut. Danke.
Johannes schrieb: „Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott. Alles ist durch das Wort geworden.“
Was heißt das? Gott ist Schöpfung, und zwar mit all ihren Aspekten.
Und als Jesus – von Nazareth – gefragt wurde, welches ist das höchste Gebot, antwortete er: „Du sollst Gott lieben von ganzem Herzen“ und weiter sagt er, diesem Gebot ist gleich: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“.
Damit haben wir fast alles, was wir brauchen, um die wahre Botschaft zu fassen. Wir müssen nur ein einziges Element zur Verdeutlichung hinzufügen:
Gott ist die Schöpfung. Liebe Gott, die Schöpfung, die Zukunft, liebe alles wie dich selbst.
Die Zukunft? Ja, einfach weil der Nächste, den wir lieben sollen, sind nicht nur alle Menschen, sondern einfach alles – heute und in Zukunft.
Die größte Sünde ist die Missachtung der Zukunft, denn das ist die Missachtung Gottes, der Schöpfung, der Welt, unserer Kinder. Und wenn wir uns selbst nicht lieben, ist diese Missachtung kein Wunder.
Wir können nur dann wirklich lieben, wenn wir uns selbst lieben. Und wir können nur so viel Liebe empfangen und geben, wie wir bereit sind, uns selbst zu schenken.
Mein Geschenk für euch ist die Liebe zum Leben, zu euch selbst, zu allem. Mein Geschenk ist die Vollständigkeit, ein Leben voller Liebe.
Lebt in Liebe!
(Verbeugung)
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